Über den Katalog „Skulpturenprojekte“ von 2010

Detlef Thierig (2010)

 

 

Dieser Katalog erscheint im Zusammenhang der Ausstellung „sehenswert! Skulptur in Witten“ als einer der Beiträge zur RUHR 2010, dem Projekt des Ruhrgebiets als Kulturhauptstadt Europas. Es ist die umfangreichste Skulpturenausstellung, die es seit Jahrzehnten in Witten gegeben hat. Möglicherweise wurde hier nie eine so große und qualitätsvolle Schau bildhauerischer Arbeiten gezeigt. 16 Künstler sind mit etwa 60 Objekten daran beteiligt. Fünf Orte sind einbezogen – der Saalbau, das Gelände zwischen Saalbau und Museum, das Märkische Museum, das Stadtwerkehaus und das ehemalige Pumpenhaus im Wasserwerk.

 

Zweitens ist auch das Zustandekommen völlig ungewöhnlich. Die Anregung dazu kam von einer Gruppe kunstinteressierter Bürger. Mitglieder der Kunstinitiative und des Kunstvereins legten die Idee dem Kulturforum vor, woraus sich ein Gemeinschaftsprojekt entwickelt hat.

 

Drittens ist auch die Konzeption der Ausstellung ungewöhnlich. Es soll darauf aufmerksam gemacht werden, was in Witten schon an bildhauerischer Arbeiten vorhanden ist und zugleich zeigen, wie 5 Positionen, die mit Witten verbunden sind, sich aktuell darstellen.

 

Aber auch in einer vierten Hinsicht bringt die Ausstellung eine neue Tendenz. Sie beschränkt sich nämlich nicht nur auf den geschützten Raum des Museums und Stadtwerkefoyers. Die Posterausstellung im Museum von Wittener Skulpturen nimmt den Öffentlichen Raum quasi ins Museum hinein. Die Objekte stehen draußen in der Stadt und Abbildungen werden im Museum gezeigt. Und somit weisen die Ausstellungsräume in einer Gegenbewegung hinaus in den urbanen Raum.

Diese hinweisende Bewegung geht noch weiter: In zwei unterschiedlichen Führungen zu den Skulpturen der Innenstadt wird das Gespräch über die künstlerische Gestaltung unseres Ortes angeboten. Auch mit dem 19.Kunstgespräch im Museum (Vortrag Dr. U. Rüth) wird auf die Kunst im Öffentlichen Raum ergänzend hingewiesen.

 

Während des Projekts hat sich folgerichtig ein weiterer Aspekt entwickelt. Das alte Pumpenhaus im Wasserwerk, ein faszinierendes Denkmal der Industriekultur der 30er Jahre, wurde mit Installationen und künstlerischen Arbeiten vor Ort verwandelt. Mit ihrem „Offenen Atelier“ haben Christiane Schlieker-Erdmann und Harald Kahl an vier Tagen ein Beispiel für die intensive künstlerische Nutzung alter Industrieanlagen geliefert.

 

Harald Kahl reagierte auf den umbauten Raum und hat ein mittig hängendes 5 m-Objekt gestaltet. In weiteren Teilräumen sind Plastiken, die direkt vor Ort entstanden und sich einfügen in die durch Technik beherrschte Architektur, zu sehen.

Und so fasst dieser Katalog in seiner Weise das Spektrum der Plastiken von Harald Kahl zusammen: Skulpturen im Öffentlichen Raum, Projekte im Wasserwerk und am Museum, Arbeiten, die vor Ort entstanden sind und sich auf den Raum beziehen und Objekte, die selbstbezüglich einen Raum gestalten.

Derart fügt sich lokales Geschehen in die künstlerischen Aktivitäten der Region, RUHR 2010 als Beitrag zum Kulturhauptstadtjahr, und das Skulpturenprojekt realisiert dabei den Auftrag zeitgenössischer Kunst, sich europa- und letztendlich weltweit zu orientieren. 

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